Eumig: Eine Kiste voll Patente

Der Fall Eumig: vom Untergang einer österreichischen Weltmarke – und vom Weiterleben nach dem wirtschaftlichen Tod. 

 

„Bitte nicht fallen lassen, das ist 5000 Euro wert.“ Wolfgang Pferscher drückt mir in die Hand, was sein Unternehmen, „In-Vision“ genannt, derzeit bestens nährt: ein von „In-Vision“ entwickeltes Objektiv für digitale Kinoprojektoren. Rund acht Kilogramm wiegt der massig-schwarze Zylinder, je nach Bauart bestückt mit 17 bis 19 Linsen. Und auch sonst ist er keine Kleinigkeit: „Durch das Objektiv geht ein Lichtstrom von 45.000 Lumen“, erläutert Pferscher, „und die erzeugen Hitze. Die optische Performance des Objektivs darf sich jedoch keinen Millimeter bewegen während des Betriebs.“ Wie schafft man das? „Mit eigenen Fassungsteilen, mit einer bestimmten Lagerungstechnik.“ Aber: „Bis wir das im Griff hatten, das hat viel Schweiß und Tränen gekostet.“

Die Mühen – und das Vertrauen in die eigene Optikkompetenz – haben sich für den Kleinbetrieb mittlerweile redlich rentiert: Als einer von zwei Objektivlieferanten besorgt „In-Vision“ die Digitalisierung von Lichtspielstätten rund um den Globus. Wolfgang Pferscher: „In jedem dritten digitalen Projektor weltweit steckt ein Objektiv von uns.“ Derzeit gebe es insgesamt 140.000 Kinosäle, davon seien etwa 45.000 digitalisiert, der Rest werde folgen. Was die Optikspezialisten aus dem Wiener Becken bei gleichbleibendem Marktanteil noch einige Zeit beschäftigen dürfte.

So geheimnislos die herben Hallen an der Guntramsdorfer Industriestraße den Besucher empfangen, so wenig Hehl wird dort davon gemacht, woher denn die Expertise stammt, die der sonst wenig auffälligen Gemeinde einen über Landes- und Staatsgrenzen hinaus angesehenen Hort optisch-digitaler Innovation beschert hat: eine der größten Pleiten der Zweiten Republik – die der „Elektrizitäts- und Metallwaren-Industrie Gesellschaft“, kurz Eumig. Bis heute, 30 Jahre danach, sind es vormalige „Eumiganer“, die in den Entwicklungsabteilungen von „In-Vision“ das optisch-kennerische Sagen haben, und wer nicht recht an ein Weiterleben nach dem wirtschaftlichen Tod glauben mag: Hier wäre es zu finden. Zukunftshaltig wie in jenen unerhört fern scheinenden Tagen, als Österreich die Heimat eines internationalen Big Players in einem Geschäftsfeld war, das uns hierzulande heute so exotisch wie Zuckerrohrplantagen oder Teakholzwälder scheint: jenem der Unterhaltungselektronik.

 

Einige Wochen vor dem Besuch bei „In-Vision“ sitzen wir ein paar Kilometer weiter, im Mödlinger Heurigen Pferschy-Seper, beisammen: Die Aktivisten des „Fördervereins Eumig-Museum“ nehmen mich Eumig-halber ins Insider-Gebet, an ihrer Spitze der Heurigen-Seniorchef, vormalige Eumig-Werksdirektor und nunmehrige Eumig-Vereinsobmann Otto Pferschy. Über Schinken, Liptauer, Kornspitz und knackigen Weinen liegt alsbald – und nicht zu knapp – Nostalgie in der Luft. Viel ist die Rede von den technischen Wunderdingen, die das Eumig-Signet einst in die Welt trugen, von dem hierzulande singulären Aufstieg eines Zwei-Familien-Unternehmens innerhalb von 50 Jahren zu einem Weltmarktführer in Sachen Amateurfilmerei, von dem kleinen Kellerlokal an der Linken Wienzeile, in der die Eumig 1919 ihre erste Werkstatt fand, und von den fünf Betriebsstätten der 1970er, über halb Österreich verteilt.

Nicht zu vergessen die sozialen Goodies, mit denen Eumig das sonst so sorgsam gehütete sozialpartnerschaftliche Gleichgewicht des Schreckens immer wieder störte: 1956 führt man die 40-Stunden-Woche ein, während die Gewerkschaften mit den Arbeitgebern eben erst um die 45-Stunden-Woche raufen. 1974 werden alle Eumig-Arbeiter ins Angestelltenverhältnis übernommen, was nicht nur Unternehmervertreter, sondern abermals auch die Gewerkschaften irritiert. SP-Sozialminister Rudolf Häuser hört man gar knurren, hier gehe es wohl darum, „innerhalb der Arbeitnehmerorganisationen Unruhe und Unsicherheit zu schaffen“. Je nun, der „Eumig-Geist“ weht halt, wo er gerade will. Solange er sich’s leisten kann. Noch immer, weit über den Eumig-Untergang hinaus, hält er die Mitglieder einer eingeschworenen „Eumig-Familie“ zusammen. „Team Spirit“ nennt man das heute in Managementseminaren, allenthalben hoch erwünscht, doch je öfter beschworen, desto seltener zu finden: An diesem gemütlich-späten Nachmittag zu Mödling ist er da. Und mit ihm nach wie vor das Staunen, dass und wie da Ende der 1970er, Anfang der 1980er innerhalb vergleichsweise weniger Monate die Aufbauarbeit zweier Generationen weggefegt wurde. Eines der raren Renommierstücke hiesiger Privatindustrie: vernichtet, zerschlagen, alsbald aus dem öffentlichen Bewusstsein gelöscht, als wäre es nie dagewesen, heute einzig präsent in den Internet-Foren von Technik-Aficionados.

Doch was war es, das da einen 7000-Frau-und-Mann-Betrieb quasi über Nacht atomisierte? Im Heurigen Pferschy-Seper hat Raimund Hauser, einer von zwei geschäftsführenden Gesellschaftern der Blüte- wie der Untergangszeit, eine einfache Antwort parat: „Die Eumig-Geschichte zeigt“, erklärt er, und sein Ton schwingt irgendwo zwischen Melancholie und Lakonik, „dass ein kleines Unternehmen mit dem richtigen Produkt und der richtigen Motivation großen Erfolg haben kann, ohne dass ein riesiger Konzern dahintersteht – und dass man als große und erfolgreiche Firma, wenn man die Entwicklung verschläft, von heute auf morgen womöglich einen gigantischen Absturz feiert.“ Das ist schön gesagt und ehrlich gemeint. Und doch nur ein Teil der Wirklichkeit.

 

Eine derbe graue Kiste, 60, 70 Zentimeter breit, einen halben Meter hoch und ebenso tief. Während des Zweiten Weltkriegs diente sie dazu, das Eumig-Hauptprodukt jener Tage, Seeminenzündgeräte, von Wien nach Kiel zu transportieren. Jetzt steht sie im Lagerraum eines Wiener Neudorfer Hinterhauses: dicht bepackt mit Eumig-Patenten, gut 600 auf rund 5000 Seiten, akkurat nach Sachgebieten gebündelt, „Div. elektr. Schaltungen“ genauso wie jene 200.000. Patentschrift, die im September 1958 vom Österreichischen Patentamt ausgegeben wurde: an Eumig, für eine „Laufbildkamera“, was sonst. Am Anfang des Eumig-Aufstiegs, in den 1920ern, stehen zwar Radiogeräte, doch schon bald beginnt sich das unternehmerische wie technische Interesse Richtung Schmalfilmausrüstung zu verlegen. Ab 1961 ist es überhaupt mit der Radiogeräterei vorbei: Gewiss, allein von den Empfängern der „Eumigette“-Serie, 1954 vorgestellt, hat man mehr als eine halbe Million verkauft, doch nun schrumpft der Radiomarkt, im Gegenzug mehren sich die Radioerzeuger, da tut man sich lieber – mit Recht – auf hoffnungsvollerem Terrain um.

Von da an gilt einzig und allein, was bis heute bekanntester Eumig-Slogan ist: „Eumig macht das Filmen leicht.“ Nicht, dass man sich auf keine anderen Felder gewagt hätte: Der Wiener Neudorfer Lagerraum, eine Art Eumig-Fundus, gespeist aus Beständen der Gemeinde und jenen des Eumig-Museumsvereins, hält beispielsweise auch Eumig-Fernsehgeräte oder Eumig-Fotoapparate bereit. Aber all das blieb stets nur Episode.

Uschi Seemann führt durch die Bestände, weist hier auf die Jubiläums-Eumigette mit dem goldfarbenen Fünfhunderttausender hin, da auf eine Kamera des Typs C3, „die mit dem Revolvergriff, das war damals revolutionär“. Frau Seemann ist die Tochter Karl Vockenhubers, der ab 1951 als geschäftsführender Gesellschafter die technischen Geschicke des Hauses bestimmte, seinerseits Sohn des Eumig-Gründer gleichen Namens. Raimund Hauser wiederum, Vockenhubers geschäftsführendes Visavis ab 1962, trat an dieser Stelle die Nachfolge seines Großvaters, des zweiten Eumig-Gründers, Alois Handler, an. Freilich nicht, wie Vockenhuber, als gelernter Techniker, sondern als doppelt doktorierter Jurist und Staatswissenschaftler. Nicht das Einzige, was die beiden trennte.

Gesellschaftsanteile wie Geschäftsführung jedenfalls blieben auch in der Generation nach den Gründern quasi in der Familie, will sagen in der Hand derselben zwei Familien, und wer weiß, dass Mord und Totschlag innert Familienbanden so häufig wie sonst nirgends sind, der ahnt, was das bedeuten kann. Das „Nicht-miteinander-Können“ von Vockenhuber und Hauser hält denn auch Vockenhuber-Tochter Uschi Seemann für eine der Hauptursachen, dass Eumig letztlich zugrunde ging: „Wenn beide Seite an Seite gekämpft hätten, wäre sicher vieles abwendbar gewesen.“

Nach der Photokina des Jahres 1974 allerdings sind beide in einem entscheidenden Punkt vorerst überraschend einig: Polaroid ist während der Kölner Fachmesse an Eumig herangetreten mit der Bitte um technologische Assistenz für das Projekt eines Sofort-Schmalfilmsystems, an dem man in Anlehnung an das Sofortbildkonzept bastelt: „Polavision“. Die Eumig-Führung berät über die Möglichkeit einer Kooperation, und Vockenhuber spricht sich dezidiert dagegen aus, denn: „Die Magnetband-Bildaufzeichnung ist auf dem Gebiet der Sofortwiedergabe die zukunftsweisende Entwicklung.“ Und: „Hauser schließt sich diesem Standpunkt an“, berichtet Gerhard Friedrich, Eumig-Pressesprecher jener Tage, in seiner lesenswerten Studie zum „Fall Eumig“. Vockenhuber hat recht, das Anbrechen des Videozeitalters zeichnet sich ab, ein Sofortfilmsystem scheint wenig aussichtsreich.

Doch die großen Polaroid-Herren aus dem großen Amerika locken, und es lockt die Versuchung, im kleinen Österreich technisch etwas hinzukriegen, an dem ein davor von Polaroid kontaktierter renommierter Konkurrent, Bell & Howell, gescheitert ist. Mit Verve und allen technischen Reserven stürzt man sich doch ins Abenteuer Sofortfilmkamera. Man schafft, was Bell & Howell versagt blieb. Doch 1978 legt Polaroid das Polavisionssystem auf Eis. Der ersehnte Hit hat sich als Flop erwiesen. Eumig bleibt auf einer Hunderte Schillingmillionen schweren Halde halbfertiger Polavisionsgeräte sitzen, hat einen frühen Einstieg ins anlaufende Videogeschäft verpasst und – als wär das nicht genug – noch ganz andere Sorgen: ein neues Werk in Fohnsdorf, das man eigentlich nicht brauchen kann.

 

„Fehler des Managements“ hätten zum Zusammenbruch der Firma Eumig beigetragen, konstatiert der Rechnungshof 1981 kühl. Entscheidend auch die „Expansionspolitik des Jahres 1976“ im Zusammenhang mit dem Polaroid-Auftrag. Und: „Weiters hatten auch die Vornahme einer Großinvestition in Fohnsdorf, welche mit öffentlicher Förderung die nach Schließung einer Kohlengrube regionalpolitisch angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt erleichtern helfen sollte, und die daraus für die Unternehmung erwachsene Belastung einen nicht unbedeutenden Anteil.“ Was hier sehr verklausuliert geschrieben steht: Ein Musterbeispiel der Beschäftigungspolitik jener Tage hat, statt ein paar Hundert Arbeitsplätze zu retten, ein paar Tausend Arbeitslose mitproduziert.

Und das kommt so: Mitte der 1970er zeichnet sich im steirischen Fohnsdorf die Schließung des Kohlebergbaus ab. Allenthalben setzt die Suche nach Unternehmen ein, die sich in der Region ansiedeln könnten, und in dieser Mission wird Kanzler Kreisky bei Karl Vockenhuber vorstellig. Eine Eumig-Broschüre hält die Genese später exakt fest: „1976. 15. September: Anruf von Bundeskanzler Dr. Kreisky mit dem Ersuchen, zu prüfen, ob es Eumig möglich sei, im Gebiet Fohnsdorf zur Schaffung von 200 bis 300 Ersatzarbeitsplätzen beizutragen.“ Je nun, wenn der Kanzler ruft, was sollte da nicht möglich sein?

Eumig Fohnsdorf geht in Planung. „Ich war dort bei einer Informationsveranstaltung zur Umschulung der Bergarbeiter“, erinnert sich Gerhard Friedrich heute, „wir kommen in diesen Arbeiterkammersaal für 400, 500 Leute, und drinnen ist nur ein Einziger gesessen. Die wollten gar nicht umgeschult werden.“ Nebst solchen personellen Anlaufschwierigkeiten entstehen bald Divergenzen über Ausmaß und Fälligkeit der (tatsächlich?, vermeintlich?) zugesagten öffentlichen Unterstützungen für das Projekt. Gerhard Friedrich: „Es gab ein Gespräch zwischen Vockenhuber und Kreisky in Fohnsdorf, da hat Kreisky gesagt hat: Ja ja, das machen wir schon, das wird alles gehen. Na, nix ist gegangen.“ Im Juli 1978 läuft der Betrieb bei Eumig Fohnsdorf an, im September 1978 erhält die Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter bei Betriebsratswahlen dortselbst alle 180 gültigen Stimmen, im November 1978 gibt Eumig die Kündigung von 1000 Mitarbeitern bekannt. Das Eumig-Endspiel hat begonnen. Sein Schiedsrichter: die Länderbank.

 

Franz Vranitzky ist sichtlich entspannt. Braun gebrannt, leger sitzt er mir im Bruno-Kreisky-Forum gegenüber, und dass wir uns ausgerechnet hier, in der ehemaligen Heimstatt Bruno Kreiskys, in Sachen Eumig treffen, ist nicht frei von Ironie. Immerhin war es Kreisky, dem Vranitzky 1980 ein berufliches Avancement verdankte, das sich keiner damals wünschen konnte: jenes in die Vorstandsetage der Länderbank. Dorthin wird Vranitzky gehievt im Zuge eines Manövers, das der bis heute ortsüblichen Proporz-Logik folgt: Vranitzky soll Länderbankler werden, weil sein bisheriger SP-Platz im Vorstand der Creditanstalt für ein anderes SP-Mitglied dringend gebraucht wird. Kanzler Kreisky will nämlich seinen unliebsam gewordenen Finanzminister Androsch Richtung Creditanstalt entsorgen. Vranitzky weiß zwar, „dass die Länderbank drei schwierige Kunden hat mit großem Kreditengagement, die Klimatechnik, Funder und Eumig“. Was er nicht weiß: wie schwierig diese Kunden sind. Will sagen: Traut vereint drohen die Uneinbringlichkeiten bei Klimatechnik, Funder und Eumig, einige Schillingmilliarden schwer, die Länderbank selbst ins Schlingern zu bringen.

Vranitzky kommt, der alte Länderbank-Vorstand, an dem Finanzpallawatsch mitverantwortlich, wird nach einigem Gezerre entfernt, jetzt, wir schreiben April 1981, steht der Länderbank-Genesung personell nichts mehr im Wege. Und die Zeit drängt, will Vranitzky nichtwiedergutzumachenden Schaden von seinem Institut abwenden.

Bei Eumig hat sich mittlerweile die Spirale aus Verlusten und Kündigungen Richtung Existenzbedrohung hochgeschraubt, der Schmalfilmmarkt ist so gut wie zusammengebrochen, längst haben nicht mehr Hauser und Vockenhuber das Sagen, in Wiener Neudorf geben sich von der Länderbank mehr oder minder glückreich rekrutierte Sanierer die Klinke in die Hand, assistiert von den unvermeidlichen Beratungsspezialisten; den Letzten, die an Eumig gut verdienen. Anfang Juli 1981 wird der Länderbank – wieder einmal – ein Eumig-Sanierungsplan vorgelegt, der sieht bis ins Jahr 1983 weitere Abgänge in der Höhe von zwei- und dreistelligen Schillingmillionen vor. Am 3. August 1981 beschließt der Vorstand, Eumig nicht mehr weiter zu finanzieren. Am 11. August wird erst der Kanzler, anschließend die Öffentlichkeit vom bevorstehenden Eumig-Konkurs in Kenntnis gesetzt. Wie hat Kreisky reagiert? „Er war komplett überrascht“, erzählt Vranitzky. „Ich habe den Eindruck gehabt, er hat Eumig für ein unsinkbares Schiff gehalten.“ Es ist halt so eine Sache mit der Unsinkbarkeit.

 

Der Eumigweg führt zur Wiener Neudorfer Kläranlage. Bevor er die, jenseits der Südautobahn, erreicht, passiert er erst den Sportplatz des 1. SV Wiener Neudorf, dann ein Einfamilienhaus-Idyll, das sich wohlig an die Autobahn-Lärmschutzwand kuschelt, nicht zu vergessen, nordseitig, die Betonbrache, die einem LKW-Unternehmen als Parkplatz dient. Gleich dahinter erhebt sich das Palmers-Haus aus dem Wiener Becken, und welcher der Tausenden Autofahrer, die es Tag für Tag auf der Südautobahn passieren, wüsste noch, dass dieses Haus einst die Eumig-Zentrale war?

1982 erwirbt Palmers das Eumig-Haus aus der Konkursmasse, der Kaufvertrag trägt das Datum 30. Juni. 30 Jahre später ist Eumig wieder in Wiener Neudorf zugegen: Eine Dauerausstellung öffnet dieser Tage seine Pforten, erste Vorstufe eines für später erhofften Museums. Was sich hier in Kameras, Projektoren, Radiogeräten an technologischer Kreativität, an Erfindergeist repräsentiert findet, ist bis heute, ein paar Kilometer weiter, bei „In-Vision“ in Guntramsdorf, erfreulich lebendige heimische Gegenwart. Vorbei und vergangen scheint dagegen, was Raimund Hauser im Gedenken an Eumig noch wichtig ist: eine Unternehmensphilosophie, die nicht nach Börsenkursen schielt, sondern „die Mitarbeiter und die Wertschöpfung in den Mittelpunkt rückt“, eine Unternehmensphilosophie, in der „Rationalisieren heißt, dass dieselben Leute wirkungsvoller Leistung erbringen, nicht weniger Leute dieselbe Leistung“. Ein Fall fürs Museum? Gut möglich. Aber wer von uns würde dann nicht gern des Öfteren im Museum sein.

 

Wolfgang Freitag, „Die Presse“, „Spectrum“, 16. Juni 2012

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