Retzbach: Wer da die Mörder sind

Wie viele Wehrmachtssoldaten hier gegen Kriegsende von der eigenen Armee erschossen wurden, weiß niemand. Den einen Toten hinter der Friedhofsmauer kennt man genau. Religion: „r. k., früher mosaisch“. Die Gräber von Retzbach – eine Nachforschung.


In Oberretzbach blühn wieder die Apfelbäume – auf der kleinen Lichtung, unterhalb des stillgelegten Steinbruchs. Und da, mitten im Wald, gleich neben den blühenden Bäumen, acht steinerne Stufen. „Kriegsgräber“ steht auf dem hölzernen Pfeil zu lesen, der vom Güterweg nach oben weist. Hinter der letzten Stufe ein kurzes Wiesenstück, dann zwei Gedenksteine. Vom rechten kündet es wuchtig: „EHRENFRIEDHOF 1939-1945“. Und darunter, bescheidener in der Größe: „Die hier gefallenen Soldaten wurden im Jahre 1978 in den neu angelegten Soldatenfriedhof Retz umgebettet“. „Gefallen“? Hier, wo kein einziges Mal während des Zweiten Weltkriegs einander Soldaten feindlicher Staaten gegenüberstanden? Auf dem linken, dem älteren, moosüberzogenen Stein wird ein handbemaltes Schild deutlicher: „Hier wurden 21 unbek. Soldaten der deutschen Armee 1945 von einem N. S. Feldgericht erschossen“. Von einem „N. S. Feldgericht“? „Erschossen“, wieso? Und wieso „unbekannt“?


Am 13. April 1945 ist die Schlacht um Wien geschlagen. Die Wehrmacht zieht sich zurück. Doch während der Krieg in der Stadt, die bald wieder Kapitale eines selbstständigen Staates sein wird, zu Ende ist, hat er 80 Kilometer weiter im Nordwesten eben erst begonnen. „Was wir seit längerer Zeit schon befürchtet hatten, wurde am 18. April halb 9 Uhr abends traurige Wirklichkeit“, notiert Pfarrer Johann Timmelmayer in seiner Retzer Pfarrchronik. „Auf einmal war der abendliche Himmel voller Leuchtkugeln. Nun war es höchste Zeit, den Luftschutzkeller aufzusuchen. Kaum hatten wir den Keller betreten, krachten hinter uns schon die Bomben. Schwer geschädigt wurden zehn bis zwölf Häuser auf der Wieden. Ein Menschenleben war zu beklagen: Mauritz Wenzel, Gartenmeister des Pfarrgartens. Er hatte sich in den Hof herausgewagt, in seiner Nähe schlug eine Bombe ein, der Luftdruck hatte ihn buchstäblich geköpft. Der Kopf konnte unter den Trümmern nicht geborgen werden.“ Wenzel Mauritz wird, folgt man der Pfarrchronik, das einzige Retzer Bombenopfer bleiben.

Das Vorrücken der Roten Armee durch das Weinviertel hat sich mittlerweile, nach der Kapitulation von Wien, deutlich verlangsamt. „Im Wesentlichen gleiche Lage“, heißt es immer wieder im Kriegstagebuch der Wehrmacht für den Einsatzraum der hier operierenden Einheiten. Zum einen seien, so Manfried Rauchensteiner in seinem Buch „Der Krieg in Österreich 45“, zu diesem Zeitpunkt „bereits fast alle die Sowjetunion interessierenden Teile Österreichs fest in der Hand der Roten Armee gewesen“; zum anderen sei die sowjetische Offensive weiter im Norden, auf tschechischem Boden, noch „nicht so erfolgreich verlaufen, wie es die sowjetische militärische Führung erhofft hatte“.

Die Folge: Die Sowjets verlagern wesentliche Truppenteile nach Norden. Die Front wird Retz und die benachbarten Orte Ober-, Mitter- und Unterretzbach nie erreichen, die Rote Armee wird erst nach der Kapitulation des Deutschen Reichs am 8. Mai einmarschieren. Und während in Wien alsbald die Geburtsstunde der Zweiten Republik zu feiern ist, wird in Retz und Umgebung noch drei Wochen lang, bis zum letzten Tag eines längst verlorenen Krieges, nach Henkerslust füsiliert, wen ein Feldgericht der Wehrmacht für desertionsverdächtig hält.


Von der Liebe in Zeiten des Kriegs. Zwei Leben – ein Film. Erster Teil. Österreich Anfang der Dreißigerjahre. Das Ehepaar Johann und Maria Bernhard, ansässig in Retz, hat seinem einzigen Sohn, Gottfried, eine technische Ausbildung in Wien ermöglicht. Gottfried darf sich nun Maschinenbauingenieur nennen – und findet dennoch, wie die meisten seiner Jahrgangskollegen, keine Arbeit in seiner wirtschaftlich wie politisch auf dem Boden liegenden Heimat. Im fernen Charkow hingegen, heute Ukraine, ist der Bedarf groß an technischen Fachkräften. Gottfried ist politisch in keiner Richtung engagiert, aber er sieht eine Chance, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen: Gemeinsam mit mehreren Kollegen übersiedelt er in Stalins Sowjetunion, um am sozialistischen Aufbauwerk zumindest finanziell teilzuhaben.

In Charkow lebt zur selben Zeit die aus Moskau gebürtige Miliza Alexandrowna Maljarowa mit ihren Eltern, Maria und Alexander. Miliza arbeitet als Diplomchemikerin an der örtlichen Universität, ihr Vater ist Anwalt, Fachgebiet Internationales Recht, die Mutter Lehrerin für Latein und Russisch. Eine Freundin erzählt Miliza von einem Klub, in dem seit Kurzem eine Gruppe junger Österreicher verkehre. Bei einem Besuch dieses Klubs lernt Miliza den ein Jahr älteren Gottfried Bernhard kennen. Er spricht nicht Russisch, sie nicht Deutsch, er, der Eisenbahnersohn, kommt aus bescheidenen Verhältnissen, sie aus einem akademischen Milieu, und dennoch verstehen sie sich auf Anhieb. Im Juli 1934 wird geheiratet. Gottfried übersiedelt zu Miliza und seiner Schwiegermutter, mit der ihn die Lust am Kartenspiel und am Zigarettenrauchen verbindet. Milizas Vater wird Mitte der Dreißiger verhaftet, nach Sibirien deportiert und stirbt (verhungert? erfriert?) noch während der Zugfahrt. Irgendwo in Westsibirien wirft man seine Leiche aus dem Zug.

Ende der Dreißigerjahre wird die Lage in Charkow für Miliza und Gottfried von Tag zu Tag schwieriger. Durch Österreichs „Anschluss“ ist Gottfried mit einem Mal feindlicher Ausländer und also potenzieller Spion. Für ein paar Wochen wird Gottfried gar von den Sowjets in Gewahrsam genommen. Nach zahlreichen Interventionen darf er schließlich in seine Heimat ausreisen.

Miliza will ihre Mutter nicht in Charkow allein zurücklassen und beschließt zu bleiben. Formell müssen sich Miliza und Gottfried scheiden lassen, doch Gottfried verspricht, so rasch es geht zurückzukehren. Zehn Jahre will man einander, was auch kommen mag, verbunden bleiben.


Josefine Löscher weiß alles. So gut wie. Gerade in diesen Tagen wird die längst pensionierte Frau Schulrätin von Veranstaltung zu Veranstaltung gereicht, Zeitzeugin und Geschichtelehrerin in einem. Und wer so Ende der Zwanziger zur Welt gekommen ist, und sei es nur die schmale Welt eines Provinzstädtchens an der tschechoslowakisch-österreichischen Grenze, der kann schon etwas erzählen: von den Wienern, die in den Dreißigern aufs Land kamen, dort ein Stück Brot zu erbetteln, von den Retzer Jüdinnen, die nach dem „Anschluss“ Schuschnigg-freundliche Parolen von einer Gartenmauer an der Retzer Windmühlgasse reiben mussten, von den Retzer Juden insgesamt, der Eisenhändler-Familie König, dem Futtermittelhändler Ehrlich und all den anderen, die in die Emigration oder in die Vernichtungslager getrieben wurden, auch vom „Hirsch Koberl“, dem Altwarentandler, und wie er eines Sommertages im Jahre 1938, bei Familie Löscher ist gerade Heurigenausschank, vor der Tür steht und ihren Vater fragt: „Sepp, gibst du mir auch kein Glaserl Wein?“ Und: „Der Vater hat g’sagt: ,Ich geb‘ dir was, aber geh ums Eck und setz dich dort hin und trink so schnell, wie es geht, denn wenn sie uns erwischen, bin ich dran und du auch.‘„

Das Retz des Jahres 1938: ein Stück Österreich – wie viele andere. Stück eines Österreichs, dessen Bevölkerung eben erst tränenreich von ihrer Selbstständigkeit Abschied genommen und ihre Heimat, mit gefalteten Händen den bewegten Radioworten ihres vaterländischen Kanzlers lauschend, Gottes Schutz anvertraut hat – und sich buchstäblich am nächsten Morgen in allzu großen Teilen zum eifrigen Vollstrecker des Willens der neuen Herren aufwirft. Schon am 14. März, zwei Tage nach dem Einmarsch der Wehrmacht, dankt ein neuer Retzer Bürgermeister – wie unzählige andere neue Bürgermeister – dem „Führer“ „in tiefster Ehrfurcht für die erlösende Tat“. Und wenig später will man gar die erst 1935 unter großem Pomp eingeweihten und also ständestaatlichen Glocken im Stadtturm mit einer neuen Widmung versehen lassen: „13. März 1938 – Befreiung Österreichs“. Die Idee bleibt Kanzleipapier, nicht lange dauert es, da werden die Glocken zu Waffen für das neue Vaterland geschmiedet, und Österreich wird noch zwei weitere Befreiungen brauchen, um endlich wieder und nach allgemeiner Ansicht frei zu sein.

Josefine Löscher, Jahrgang 1927, kann sich sehr gut erinnern: an Stimmung und Ereignisse der ersten wie der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs, an Euphorie, Ernüchterung, Untergangsgefühle und kleine, freilich wohlverborgene Widerständigkeiten. Und so weiß sie auch davon, was gegen Kriegsende in Mitterretzbach vor sich ging: weiß vom Feldgericht, das dort nach Gutdünken Urteile über jene fällte, die aufgegriffen wurden von den Feldgendarmen der Wehrmacht, den „Kettenhunden“, benannt nach dem an einer Kette befestigten Blechschild mit dem Schriftzug „Feldgendarmerie“, das ihnen um den Hals hing. Die, welche in deren Hände fielen, „das waren einfach Soldaten, die genug vom Krieg hatten, die heim wollten, oft aber auch versprengte Einheiten“: „Mir hat eine Bekannte erzählt, in Schattau, gleich hinter der heutigen Grenze, da haben sie einen jungen Offizier mit einer Gruppe von Soldaten erwischt, die hatten ihre Einheit verloren und wollten sie wieder finden, da ist ja alles drunter und drüber gegangen. Und das hat man ihm nicht geglaubt und hat die einfach kaltblütig niedergemäht auf dem Feld, wo man sie gestellt hat.“


Volksschädling“, „Feigling“, „Verräter“ nannte man sie und nennt man sie gar nicht so selten noch heute: die Wehrmachtsdeserteure. Ein besonders unerschrockener heimischer Bundesrat mit Aussicht auf Höheres durfte ihnen kürzlich gar entgegenschmettern, sie seien „zum Teil Kameradenmörder“ gewesen. Zum Teil? Thomas Geldmacher hat in einer einschlägigen Studie, publiziert in dem von Walter Manoschek herausgegeben Band „Opfer der NS-Militärjustiz“, die Größe dieses „Teils“ zu quantifizieren versucht und unter 1276 österreichischen Wehrmachtsdeserteuren ganze fünf oder 0,39 Prozent gefunden, die physische Gewalt anwandten, um sich dem Wehrdienst zu entziehen. Anders gesagt: 99,61 Prozent der Deserteure hatten sich keines Gewaltdelikts schuldig gemacht.

In Deutschland ist man mittlerweile über solche Zahlenspiele einigermaßen hinaus: „Über eines sollte Einverständnis möglich sein“, hielt Volker Ullrich schon 1991 in der „Zeit“ fest, „darüber, dass die Frage der Bewertung der Desertion im Zweiten Weltkrieg sich nicht trennen lässt vom Charakter dieses Krieges, der von Anfang an auf die Unterjochung und Vernichtung ganzer Völker zielte. Angesichts dieser verbrecherischen Dimension des Krieges waren ,Wehrkraftzersetzung‘ und ,Fahnenflucht‘, war überhaupt jede Form der Verweigerung eine achtenswerte, moralisch gebotene Handlung.“

Eine Handlung allerdings, die in vielen Fällen in den Tod führte. „Kein anderer Staat ist derart brutal gegen Deserteure und andere ungehorsame Soldaten vorgegangen wie das nationalsozialistische Großdeutsche Reich“, schreibt Maria Fritsche in ihrer wegweisenden Arbeit „Entziehungen“ über „Österreichische Deserteure und Selbstverstümmler in der deutschen Wehrmacht“. Doch vor allem in den letzten Kriegsmonaten seien „trotz fanatischer Propaganda und Androhung von Repressalien immer weniger bereit gewesen, ihr Leben zu opfern“.

Am 13. März 1945 wird „der gesamte Raum des Heimatgebietes“ zum „Kriegsgebiet“ erklärt: „Straftaten gegen die Manneszucht oder das Gebot des soldatischen Mutes sind innerhalb 24 Stunden kriegsgerichtlich oder standgerichtlich abzuurteilen“, lautet der unmissverständliche Befehl. Und sich trotz fliegender Standgerichte, trotz flächendeckender, geradezu verbissener Suchaktionen von SS, Feldgendarmerie und Feldpolizei dem Wehrdienst zu entziehen, dazu gehört mindestens ebenso viel Courage, wie seine vermeintliche Soldatenpflicht zu tun.

Ein Beispiel: Anton Piegler. Der gelernte Fernmeldetechniker Jahrgang 1928 aus Waschbach bei Retz, der eben erst seine Ausbildung abgeschlossen hat, erhält seinen Einberufungsbefehl Mitte April 45: „Ich bin mit vier anderen zur Militärmeldestelle, die in der Retzer Altstadt, im ehemaligen Frauenkloster untergebracht war. Und bei der Einberufung sitzt so ein älterer Herr und sagt: ,Ja Burli, was wollts denn ihr da?‘ Wir haben ihm die Einberufung gezeigt. Sagt er: ,Wos soll i sagen? Hinkumma sollts. Wauns hinkummts, wias hinkummts und obs hinkummts, des waß i net. ‘ Er konnte halt nicht direkt sagen: Bleibts daham.“ Anfangs wollen alle fünf dem vermuteten Ratschlag Folge leisten, doch während des Wartens auf den nächsten Zug verlässt die meisten der Mut. Nur Piegler bleibt, schlägt sich die folgenden letzten drei Kriegswochen auf Dachböden und in Hinterzimmern von Freunden und Verwandten in der Umgebung von Retz durch. Die anderen vier fahren ab, unter ihnen Pieglers bester Freund, Johann Landsteiner. Er wird nicht mehr zurückkehren. Piegler hingegen entgeht dem Tod, entgeht den „Kettenhunden“, entgeht dem Schicksal, dem Mitterretzbacher Feldgericht überantwortet zu werden. Heute ist er ÖBB-Bediensteter im Ruhestand – und Obmann des Retzer Kameradschaftsbunds.


Mitterretzbach, Kaffeegasse 2. Ein zweistöckiges Haus, glatte, graubraune Fassade, eine braune gesichtslose Eingangstür, dahinter eine kurze Treppe und eine weitere Tür, diesmal eine, die die Entstehungszeit des Hauses deutlich erkennen lässt: Jahrhundertwende. Hier, im ehemaligen Pfarrhof, heute ein wenig ratlos neben der Kirche stehend (die Pfarre wird von Unterretzbach aus seelsorglich betreut), hier wurde vor 60 Jahren Recht gesprochen – oder das, was manche damals für Recht hielten.

„Auch ein Feldgericht war zuletzt im Pfarrhof“, notierte Pater Urban in seiner Pfarrchronik, „und hat angeblich 27 Soldaten zum Tode verurteilt, die in Oberretzbach am Waldrand begraben liegen. Die Zahl weiß niemand.“ Oben, im ersten Stock, da „war ein Saal“, weiß Erich Landsteiner, Weinbauer in Oberretzbach, Jahrgang 1930, „da waren die Gerichtsverhandlungen“. Und unten, am Landbach, in einem Haus seines Großvaters, seien die Verhafteten eingesperrt gewesen. „Ja mei, schön war’s net!“, wird dessen Bewohner sechs Jahre später in einer Reportage der „Arbeiter-Zeitung“ zitiert. „Da, nebenan, da war damals die Kanzlei. Da haben s‘ die von der Feldgendarmerie eingelieferten Soldaten verhört, und da unten im Hof, da war das Gefängnis. Die Fenster waren schwer vernagelt, die Türen mit Ketten vermacht, und Posten mit entsichertem Gewehr sind davorgestanden. Glauben S‘ mir’s, oft hat sich da was abgespielt, dass’s schon a Jammer war.“ Ein Beitrag in der „Arbeiter-Zeitung“ vom 1. November 1951: die einzige Publikation zum Feldgericht von Mitterretzbach, die jemals veröffentlicht wurde.


Von der Liebe in Zeiten des Kriegs. Zweiter Teil. Österreich im Frühling 1939. Zurückgekehrt aus Charkow, findet Gottfried Bernhard alles völlig verändert vor: Die Nationalsozialisten haben seine Heimat „heim ins Reich“ geholt, die Juden werden in die Emigration gezwungen, auch die ersten Deportationen sind nicht mehr fern. Und: Die Rüstungsindustrie läuft auf Hochtouren. Da kommt ein Maschinenbauingenieur gerade recht. Gottfried findet Beschäftigung bei den Eisen- und Stahlwerken in Ternitz, damals Niederdonau, davor und danach Niederösterreich.

Am 1. September 1939 überfällt Hitler-Deutschland Polen. Im November 1939 steht Gottfried vor der Musterung. Der Entscheid: „kriegsverwendungsfähig“. Im September darauf beginnt sein aktiver Wehrdienst: bei der Kraftfahrerersatzabteilung 17 in Enns. Im April 1941 schließt er seine Ausbildung zum Kraftfahrer ab, sein erster Einsatzort: das „Generalgouvernement“, die von den Deutschen besetzten Gebiete Polens. Und so ist Gottfried in vorderster Linie dabei, als am 22. Juni 1941 der deutsche Feldzug gegen die Sowjetunion beginnt.

Drei Monate später die erste Verwundung: ein Steckschuss, das Projektil liege „entweder in der Bauchmuskulatur oder in der Leber“, diagnostiziert man im Wiener Reservelazarett VIIa vage. Egal, zurück ins Feld. Der Vormarsch der Wehrmacht gegen Osten kommt rasch voran, Gottfried versucht, zu Truppenteilen vor und um Charkow versetzt zu werden. Tatsächlich ist er an Ort und Stelle, als Charkow im Frühjahr 1942 von der deutschen Wehrmacht besetzt wird. Und eines Morgens steht ein Wehrmachtssoldat vor Milizas Wohnungstür: Gottfried.


Aus den letzten – schrecklichen – Kriegstagen mit Standgericht, Todesmärschen und Exekutionen gibt es wenige Hinweise“, weiß einer, der es wissen muss: Ernst Bezemek vom Niederösterreichischen Landesarchiv. Und: „Man muss den wenigen noch lebenden Zeitzeugen nachspüren.“ Ich spüre nach. Ich finde Hermine Nebenführ, die Einzige, die sich heute noch einigermaßen an den Feldrichter von Mitterretzbach, einen Deutschen, erinnern kann, denn der logierte bei ihren – mittlerweile verstorbenen – Nachbarn, in Mitterretzbach. Ich finde die Schwester eines der Opfer, Hedwig Stifter, die nicht vergessen hat, wie sie, 17-jährig, gemeinsam mit einer Nachbarin ihren Bruder suchen gegangen ist von Retz nach Mitterretzbach und ihn dann auch gefunden hat in seinem Verlies, und er hat nur herausgerufen: „Schauts, dass gschwind nach Haus kommts, sonst seids bei uns herunten.“

Und ich finde Eduard Bayer. Mit eigenen Augen hat der Oberretzbacher als Halbwüchsiger, sagt er, eine Erschießung gesehen, im Wald von Oberretzbach, auf jener kleinen Lichtung mit den Apfelbäumen: „Ich und der Nachbarsbub, wir sind hin und haben so lang gewartet, bis sie einen hinausgeführt haben, links und rechts gefesselt. Den haben sie an den einen Apfelbaum angebunden, um den Bauch, dann haben sie ihm zweimal die Augen verbunden, das hat er sich runtergerissen, haben sie ihn halt so erschossen. Und dann haben sie ihn losgemacht, und, das vergess‘ ich nie, den haben sie bei den Füßen genommen und weggezogen, und da haben die Hände so gewackelt, hinten. Und dann haben sie ihn in die Grube reingehaut und zugeschüttet.“

Ich versuche mir vorzustellen, wie das damals gewesen sein muss, wenn die Todgeweihten von dem Haus am Landbach den Hang hinauf durch Oberretzbach getrieben wurden, vorbei an Häusern mit Menschen, die sich ohnmächtig fühlten gegenüber dem mörderischen Treiben rund um sie, vorbei auch an dem Haus, in dem sich Karl König seit Monaten versteckt hielt. Nach der Invasion in der Normandie hatte er sich von Frankreich Richtung Heimat abgesetzt, fand zuerst Unterschlupf bei einer Verwandten in Wien und kehrte schließlich zu Frau und Kind, nach Oberretzbach, zurück. Hier überlebte er, untertags auf dem Dachboden, während der Nacht im Weinkeller verborgen, zu dem er sich vom Weingarten aus einen eigenen Zugang gegraben hatte. Alle wussten es: die Familie, der Ukrainer, der auf dem Hof arbeitete, selbst der Bürgermeister. Und alle hielten still.

Überhaupt: Es wurde nicht viel geredet in diesen Tagen in Retzbach und Umgebung: weder über die Henkersknechte mit Gerichtsbefugnis, die da im Pfarrhof Todesurteil um Todesurteil fällten, noch über die Exekutionen im Wald oder über die Väter und Söhne, die in irgendwelchen Stadeln, Kellern, auf irgendwelchen Heuböden das Kriegsende herbeisehnten. Und schon gar nicht über die ausgemergelten Gestalten, die da mitten unter all den anderen in einem Rohbau hausten. Am 13. März erst hatten sie einen der ihren zu Grabe getragen, nicht auf, sondern hinter dem Friedhof von Mitterretzbach. Sein Name: Dr. Aladár Weisz, Senatspräsident und königlich ungarischer Kurialrichter. Geboren 1869. Todesursache laut Sterbebuch: „Arterienverkalkung, Herzmuskelentartung“. Seine Religion: „r. k., früher mosaisch“.


Rundschreiben Nr. 98/44: Der Kreisbauernführer richtet es Anfang Juni 1944 an die Ortsbauernführer des Kreises Hollabrunn, zu dem Retz wie die drei Ortsteile von Retzbach gehören: „Betrifft: Einsatz von Juden in der Land- und Forstwirtschaft. Mit Rücksicht auf die Arbeitseinsatzlage in der Landwirtschaft werden aus ostungarischen Gebieten evakuierte Juden als Hilfskräfte in der Landwirtschaft eingesetzt. Die zum Einsatz gelangenden Juden sind als Konzentrationslagerhäftlinge zu betrachten, erhalten keine Ausweispapiere in die Hand und unterliegen der Verfügungsgewalt der Gestapo. Diese Juden sind schärfstens zur Arbeit anzuhalten. Ein Kontakt mit der deutschen Landbevölkerung ist strengstens untersagt und wird ebenso schärfstens geahndet.“

Ende Juni 1944 kommen sie in Strasshof, nördlich von Wien, an, die gut 15.000 „evakuierten“, will sagen deportierten Juden aus den Ghettos von Szolnok, Szeged, Baja und Debrecen, in den folgenden Tagen werden sie auf Lager in Wien und Niederdonau verteilt. Sie sind sozusagen privilegiert, wobei ihre Privilegierung im Wesentlichen darin besteht, dass sie nicht gleich umgebracht werden. Als eine Art Zeichen des guten Willens und „zum Zwecke der Erpressung von Lösegeldern“ (so Sabolcs Szita in seiner aktuellen Studie „Zwangsarbeit, Todesmärsche, Überleben durch Hilfe“) lässt sie Eichmann in und um Wien „auf Eis legen“ und nicht wie so viele andere umgehend Richtung Auschwitz expedieren: Das Reich braucht ohnehin dringend Arbeitssklaven.

Aichhof, Altenburg, Altenmarkt, Altlichtenwarth. Altnagelberg, Alt-Prerau und so weiter quer durchs Alphabet: Bis in die hintersten Winkel von Niederdonau werden ungarische Juden gebracht, werden einquartiert in Baracken und Schuppen, Scheunen und Ställen, auf dass sie zur höheren Ehre der doch so streng arischen Wirtschaft Frondienst leisten dürfen – in Gewerbe- und Industriebetrieben, aber auch auf Bauernhöfen. Vergessen die Tage, da es den Gemeinden größte Genugtuung war, endlich „judenrein“ zu sein.

„Gemessen an dem schlechten Zustand, in dem diese Menschen waren, hat man aus ihnen herausgepresst, was nur möglich war“, weiß Eleonore Lappin, Historikerin am Institut für die Geschichte der Juden in Österreich. Womöglich auch in Retzbach?

Am 22. September 1975 richtet der Internationale Suchdienst des Roten Kreuzes in Arolsen, Deutschland, ein Schreiben an die Gemeinde: „Aus den hier vorliegenden Unterlagen ist uns bekannt, dass in Nieder-Retzbach ein Judenlager bestanden hat.“ Man bittet um nähere Informationen. Drei Tage später antwortet die Gemeinde knapp, „dass es hier kein ,Nieder-Retzbach‘„ gebe. Und dass sich hier im Übrigen „nie ein Judenlager befunden“ habe. Mittlerweile hat man in Arolsen die falsche Ortsbezeichnung entdeckt, ein weiteres Schreiben mit korrekter Frage nach einem Lager in „Mitter-Retzbach“ abgeschickt, das am 30. September 1975 ankommt. Und jetzt erst beginnt man in Retzbach ernsthaft nachzuforschen.

Das Ergebnis, zwei Wochen später nach Arolsen gesandt: In Mitterretzbach habe sich „auf der Parz. Nr. 236 ein Rohbau“ befunden, in dem „ab Herbst 1944 bis etwa Mitte April 1945 zeitweilig Juden untergebracht“ waren. Konsequenz aus der Erkenntnis: keine. Respektive die hierzulande damals und noch lange Zeit übliche: zügiges Vergessen. „Ich hab‘ von dem Lager, bevor Sie gekommen sind, überhaupt noch nichts gehört gehabt“, bekennt Manfred Nigl, Jahrgang 1962, heute Bürgermeister von Retzbach. Und es gibt keinen Grund, an seiner Aussage zu zweifeln.


Mordsaufschwung. Eine Szene. Ein Retzbacher Presshaus, um einen Tisch sitzen der Vater, der Sohn, ein Zuhörer. Im Hintergrund dröhnt eine Pumpe.

Der Vater: Die bäuerliche Mehrheit war ja gegen die Nazis. Es hat natürlich Trittbrettfahrer gegeben. Und im Anfang war das ja auch ein Mordsaufschwung, der Wein hat viel Geld gebracht, man hat alles verkaufen können, auf einmal war Bargeld im Haus. Wie dann die Kriegserklärung mit Russland war, hat jeder gesagt: Jetzt ist wieder alles verloren. Aber von den Juden hat man damals nichts gewusst. Das mit den KZs, das ist erst in den letzten beiden Jahren durchgesickert. Bei uns hat es ja keine Juden gegeben.

Die Pumpe dröhnt.

Der Sohn: Doch, doch, es gab eine Gruppe von Juden, die da als Arbeitssklaven gehalten wurden. Ich hab‘ da lange herumgestierlt, und dann bin ich erst draufgestoßen, das wurde systematisch verdrängt.

Der Vater: Denen ist es verhältnismäßig eh besser gegangen.

Der Sohn: Na komm!

Die Pumpe dröhnt.

Der Vater: Da hat’s einen Bau gegeben, hätt‘ sollen für Zöllner sein. Und da, im Keller, hat ein Trupp Juden gewohnt, zehn, zwölf oder was, mit einem Pferdegespann, und weil ja überall Arbeitskraftmangel war, hat man sich die ausborgen können. Die Leute haben ihnen sicher etwas zu essen gegeben und sie auch nicht schlecht behandelt, aber das waren ja lauter Stadtleute, die gelitten haben unter bäuerlicher Arbeit.

Der Sohn: Ich kenn‘ das in anderen Varianten. Die waren in einem entsetzlichen Zustand. Es wundert mich, dass niemandem aufgefallen ist, dass das Sklaverei war.

Die Pumpe dröhnt.

Der Vater: Aber was hättest du denn machen wollen?

Der Sohn: Na, zumindest keinen holen.

Der Vater: Ich hab‘ einem Zuckerrüben gegeben, hab‘ ihn gefragt, ob er Zuckerrüben will, die braucht man nicht kochen, die kann man roh essen, die sind nahrhaft. Kartoffeln muss man ja verarbeiten.

Der Sohn: Es wär‘ nicht darum gegangen, etwas dagegen zu tun, aber zumindest das Bewusstsein, dass da Menschen herumgetrieben werden, ausgemergelt, die da zur Sklavenarbeit zur Verfügung stehen, dass man das im Gedächtnis behält und sagt: Ein Irrsinn. Wir haben immer nur gehört: Wir haben gar nichts davon gewusst.

Die Pumpe verstummt. Pause.

Der Vater: Aber was hätten wir tun sollen?

Lange Pause.

Der Vater: Was hätten wir denn tun sollen?


Ein struppiges Durcheinander von Gräsern und Unkraut, ein Holunderstrauch, dazu rote Plastikhüllen von Grabkerzen, leergebrannt: Irgendwo unter diesem Gemenge hinter der Friedhofsmauer von Mitterretzbach ruht Aladár Weisz. Niemand weiß, was seinen Leidensgenossen widerfahren ist. Gegen Kriegsende seien sie Richtung Westen, hinauf ins Waldviertel gejagt worden, meinen sich Zeitzeugen erinnern zu können. Von wem? Wohin? Árpád Vágó, Aladár Weisz‘ Schwiegersohn und mit Ausnahme des Toten bis dato der einzige Zwangsarbeiter des Lagers Mitterretzbach, dessen Name überliefert ist, findet sich weder in den Datenbanken des KZs Mauthausen noch in jenen von Theresienstadt, wohin man viele der ungarischen Juden, auf Todesmärschen quer durchs Land, getrieben hat, so man sie nicht gleich an Ort und Stelle umbrachte. Vielleicht sind die Juden von Mitterretzbach irgendwo in einem Straßengraben elendiglich krepiert, vielleicht wurden sie von der SS im Waldviertel aufgegriffen und einfach hinter der nächsten Scheune niedergemacht, vielleicht auch hat mancher von ihnen überlebt. Die Hoffnung auf Antwort: gering. Dennoch: Nachforschungen beim Internationalen Suchdienst in Arolsen sind eingeleitet.


Von der Liebe in Zeiten des Kriegs. Dritter Teil. Sommer 1942. Charkow ist von der deutschen Wehrmacht besetzt. Gottfried überredet Miliza, in seine Heimat zu übersiedeln. Miliza willigt ein, doch ihre Mutter muss sie zurücklassen: Die erhält keine Ausreisegenehmigung.

Als Miliza in Retz ankommt, findet sie sich in einer fremden Welt: sie, die Großstädterin, die Akademikerin, in einem kleinbäuerlich-kleinbürgerlichen Umfeld. Und: Sie kann noch immer kaum ein Wort Deutsch. Ein halbes Jahr versucht sie sich einzufügen, da fällt Stalingrad, die Sorge um die Mutter treibt Miliza auf eine aberwitzige Reise quer durch Europa; über Rumänien gelangt sie zurück nach Charkow, erreicht es, die eigene Mutter als ihre vermeintliche Dienstfrau nach Österreich zu bringen. Gottfried ist mittlerweile mit knapper Not der Einkesselung von Stalingrad entgangen. Im Frühjahr 1943 wird er an die belgische Kanalküste versetzt. Hin und wieder ein Heimaturlaub bringt ein Wiedersehen mit Miliza. Am 1. Mai 1944 kommt in einem Entbindungsheim der Stadt Wien, dem Brigittaspital, Jekaterine Margarete Bernhard zur Welt, als erstes Kind von Miliza und Gottfried Bernhard. Einen Monat später sieht Gottfried seine Tochter – ein erstes und einziges Mal.

Der Krieg geht seinem Ende zu. Immer näher schiebt sich die Front an Österreich heran. Flüchtlingsströme ziehen durch das Land. Miliza hat Angst: In die Hände der Roten Armee zu fallen wäre für sie als Russin das Schlimmste, was ihr widerfahren kann. Doch Gottfried hat sie gebeten auszuharren, bis er wiederkomme. Sie entschließt sich, noch zuzuwarten. Gottfried ist mittlerweile bei einem Unfall am Knie schwer verletzt worden, kann nicht mehr gehen. In einem Lazarett bei Grein wird er notdürftig verarztet, dann schickt ihn der Arzt nach Hause, nach Retz. Es ist Mitte April 1945.

Ein Panzerfahrer nimmt Gottfried mit, trägt ihn eines Sonntagmorgens ins Haus seiner Eltern, wo er Miliza und seine Tochter wiederzusehen hofft. Doch die sind nicht mehr da. Tage davor hat sich Miliza mit Kind und Mutter einem der Flüchtlingszüge Richtung Westen angeschlossen. Gottfrieds Überlebenswille ist erloschen. Vergeblich versucht ihn sein Vater zu überreden, seinen Genesungsurlaub im nahen Wehrmachtslazarett verlängern zu lassen, ein Leichtes bei seiner Verletzung. Gottfried will nicht mehr.

Ende April stürmen Feldgendarmen bei der Tür herein, nehmen Gottfried unter der Anklage der Desertion fest, tragen ihn aus dem Haus, bringen ihn nach Mitterretzbach, vor das Feldgericht. Gottfried, wiewohl offenkundig nicht diensttauglich, wird zum Tod verurteilt und Anfang Mai 1945 unter den blühenden Apfelbäumen von Oberretzbach erschossen – wenige Tage vor der Kapitulation. Miliza, Kind und Mutter können sich nach Bayern retten. Als die Mutter 1956 in München stirbt, wandern Miliza und ihre Tochter in die Vereinigten Staaten aus. Miliza stirbt 1999 hochbetagt im Haus ihrer Tochter in New Hampton, Bundesstaat New York. Bis zuletzt spricht sie von ihrem „Friedrich“, wie sie ihn immer genannt hat. Miliza hat nie wieder geheiratet.


Noch jahre-, ja jahrzehntelang soll er auf der Lichtung gestanden sein, der Apfelbaum mit den Kugeln der Exekutionskommandos im Stamm. Ein Einheimischer, Robert Löscher, hat ihn fotografiert. Und er hat sich, kaum war er selbst im Jänner 1946 aus britischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, der Gräber auf der Lichtung angenommen: Grabhügel mit Kreuzen aus Birkenzweigen versehen und eine erste Tafel mit einer Inschrift angebracht: „Hier, in diesem Waldesfrieden, sei Euch die letzte Ruh‘ beschieden . . .“

Wie viele Soldaten tatsächlich Ende April/Anfang Mai 1945 im Wald von Oberretzbach von der eigenen Armee hingemetzelt wurden, wird niemals bekannt werden. Die Erschießungen hätten nicht immer auf demselben Platz stattgefunden, ist zu hören. Als die Toten auf der Lichtung Ende der Siebziger auf den Retzer Soldatenfriedhof überführt werden, findet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge jedenfalls die Überreste von fünf Opfern; eines bleibt unbekannt, drei werden mit Hilfe der Erkennungsmarke identifiziert, das fünfte, Gottfried Bernhard, von seiner Schwester, Hedwig Stifter, an Hand der Knieverletzung.

Das Grab des Aladár Weisz hat bis heute keinen Robert Löscher gefunden, der sich seiner angenommen hätte. Anfangs sei es noch durch einen Holzpflock gekennzeichnet gewesen, doch der ist längst verschwunden. Verschwunden wie so viele Dokumente, Akten, Chroniken jener sieben Jahre, die am 8. Mai 1945 ihr unwiderrufliches Ende fanden, verschwunden wie alles, was kenntlich machen könnte, wer für das mörderische Treiben des Feldgerichts von Mitterretzbach verantwortlich gewesen ist wie für all das, was den jüdischen Zwangsarbeitern von Mitterretzbach widerfuhr.

Die Taten blieben ungesühnt, die Täter unerkannt. Verpflichtung genug, wenigstens der Opfer angemessen zu gedenken. Was für die Kriegsgräber von Oberretzbach möglich ist, muss für das Grab des Aladár Weisz, muss für das Zwangsarbeiterlager selbstverständlich sein: nicht dem Vergessen anheim gestellt zu werden. Bürgermeister Nigl scheint bereit. Was daraus folgt, darüber wird noch zu berichten sein.


Wolfgang Freitag, „Die Presse“, „Spectrum“, 30. April 2005

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